Genshin Impact Kritik: Gacha-Götter, grandiose Grafik und der ewige Grind
Teyvat ruft – mit Kumpels, Krachern und einer Menge Farming im Gepäck.
Willkommen bei Genshin Impact, wo das Anime-Feeling in Ultra-HD knallt, Schwerter mit Element-Glitzer herumwedeln und deine Chance auf einen 5-Sterne-Charakter? Sagen wir mal so... ernüchternd statistisch. Egal ob du als Free-to-Play-Abenteurer durchstartest oder als Kreditkarten-Kapitän alles ziehst, das Spiel schmeißt dich in eine gewaltige Welt voller Dungeons, Rätsel und Chaos-Schlachten. Aber steckt mehr dahinter als nur ein schickes, einmaliges Date? Wir öffnen die bunte Wundertüte – und schauen, welche Kaninchenlöcher und Achterbahnfahrten auf dich warten.
Von Schleimen vermöbelt: Teyvats herzhaftes Willkommen
Ich hab Genshin gestartet und dachte: wieder so ein Mobile-RPG im Cosplay-Modus. Bunte Effekte, fluffige Kämpfe, zwölf Stunden Spaß, dann schickt dich der Grind direkt ins Tabellenkalkulations-Büro. Falsch gedacht. Es war gefährlicher – für meine Freizeit, für meinen Speicherplatz und später auch für meinen Geldbeutel.
Ich hab die Travellerin gewählt (ihre Idle-Animation hatte Attitüde) und bin in die grünen Weiten von Teyvat gestolpert. Erster Gegner? Ein Elektro-Schleim. Süßer Blob, der mich zusammenfaltet wie einen Gartenstuhl. Ich drücke Knöpfe, weiche daneben. Panik pur.
Aber es fühlte sich fair an. Die Kämpfe sind flott, taktisch, nachvollziehbar. Gegner fuchteln nicht bloß wild rum, sondern schicken oft ein Zeichen vorweg. Element-Kombos? Tatsächlich ein echtes System. Als ich den Schleim dann endlich mit einem Feuer-Wind-Swirl explodieren ließ, hab ich mich allein gefreut wie nach einem EVO-Sieg. Peinlich? Vielleicht. Aber sowas von verdient!
Paimon, Rätsel und eine Welt, die niemals die Klappe hält
Und dann – Paimon. So eine hyperaktive, schwebende Sidekick-Fee, die klingt wie ein Gremlin nach fünf Espresso und kein einziges Dialogfeld überspringt. Stell dir Navi aus Zelda vor, nur mit TikTok-Kanal und null Gelassenheit.
Hab sie gleich leiser gestellt (bless you, Sound-Einstellungen), und plötzlich war das Game ruhiger – aber die Welt? Noch lauter. Da war richtig was los. Überall gab’s was zu tun. Hügel? Rätsel. Seen? Loot. Ruinen? Atmosphäre deluxe.
Das Klettersystem schreit nach Breath of the Wild, aber Genshin würzt das Ganze mit eigener Soße. Klettern geht überall – solange der Ausdauerbalken nicht petzt. Und das Gleiten? Purer Spaß. Ich bin dauernd Berge hoch, nur um mich elegant runterzustürzen. 10/10 – würde sofort wieder kopfüber abspringen.
Team-Tausch, Element-Chaos und Kaninchenbomben
Nach etwa einer Stunde hab ich Amber freigeschaltet. Pyro-Bogenschützin. Häschenbombe. Redet mehr als mein Navi. Plötzlich waren die Kämpfe mehr als reines Geklicke. Stattdessen: Elemente jonglieren, Feuerwerk starten, Overloaded (BOOM) und Burning (BIGGER BOOM). Chaos – aber ein gutes.
Hier wird Genshin plötzlich clever. Vier Charaktere im Team, jeder bringt seine eigene Waffe und Element-Party mit. Eis und Wasser? Friert Gegner ein. Was nass ist, kriegt ordentlich Stromschläge. Feuer plus Wind ergibt einen Tornado der würzigen Reue. Komplettes Durcheinander, aber genial.
Mein Anfangs-Team? Travellerin (Anemo), Amber (Pyro), Kaeya (Cryo), Lisa (Electro). Nicht meta, nicht optimiert, kein bisschen Reue. Zu sehen, wie die Mobs wie Popcorn durchs Bild geschleudert werden? Mehr brauch ich nicht. Keine Ahnung, wieso das so gut läuft – läuft halt.
Glücksspiel-Gefühle: Zwischen Gacha-Himmel und Tränen
Japp, ich bin schwach geworden. ‘Wünsche’-Tab geöffnet – de facto ein Anime-Slotmaschine mit Glitzer und Herzschmerz. Zehnerpull gemacht, ein netter Vier-Sterne-Katalysator, etwas Aufwertungskram, und... Noelle. Maid mit Claymore, Haltung wie ein Kühlschrank.
Hat gekribbelt. Hat ernüchtert. Das ist Gacha eben.
Primogems bekommst du langsam – wirklich langsam, wie Regen an einem Wolkentag. Es gibt zwar das Mitleid-Prinzip (nach 90 Pulls gibts garantiert nen 5-Sterne), aber auf deine Lieblingsfiguren warten? Stell dich auf langes Drehen ein – oder zieh die Karte.
Aber ich war nicht sauer. Das Gameplay rockt trotzdem. Und es gibt früh schon brauchbare Figuren, das Team ist nie leer. Ich hab dutzende Stunden gespielt, bevor ich was gekauft hab. Und dann war’s der Welkin Moon für 5 Euro, Tropfen für Tropfen. Kein bisschen schlechtes Gewissen.
Liyue-Flair: Geo-Götter, Jade-Gassen und Story mit Wumms
Nächster Stopp: Liyue. Wenn Mondstadt nach Mittelalter und Windmühlen riecht, ist Liyue goldgetaucht und prachtvoll in die Berge gekratzt. Die Stimmung? Totaler Umbruch. Die Musik: traditionell. Die NPCs? Frech. Die Quests? Komplettes Chaos-Niveau.
Die Rätsel ziehen ordentlich an: Fackeln in richtiger Reihenfolge anzünden, leuchtenden Seelies nachstellen, Statuen-Knobelaufgaben à la Geo-Abi. Der Liyue-Hafen? Riesig. Lebendig. Die halben NPCs wirken, als hätten sie wirklich was zu tun.
Die Story? Unerwartet gut. Kein Material für Uniaufsätze, aber spannend genug, dass man dran bleibt. Vor allem wenn die Archonten auftreten. Zhongli (Geo-Gott) hat mich zwischendurch vergessen lassen, ob ich noch zocke oder schon an einer ganz eigenen Kapitalismus-Vorlesung teilnehme.
Resintod: Wenn der Grind dich zurückgrindet
Alles läuft rund. Ich entdecke, farm, kann’s genießen. Bis das Harz zuschlägt wie ein Backstein im Lootbeutel.
Ursprüngliches Harz ist dein Loot-Ticket. Bosse, Dungeons, Domains – alle wollen Harz. Du hast 160. Es lädt so langsam nach wie Januartage. Oder du zahlst, damit es schneller wird. Ohne Harz? Keine Drops. Kein Fortschritt. Keine Freude.
Anfangs ist’s okay – zu viel zu tun. Aber später? Autsch. Willst du das 5-Sterne-Gladiatoren-Set? Dann speed-datest du das gleiche Dungeon drei Wochen lang… und lootest Schrottpuschen.
Manche managen ihr Harz wie Meal-Prep vorm Raiden. Ich hab’s als kosmischen Hinweis verstanden, mal ’ne Runde frische Luft zu schnuppern. Oder einfach ein Nickerchen. Nickerchen haben gewonnen.
Koop-Kuddelmuddel & Event-Überflutung
Koop startet auf Abenteuerrang 16. Ich schließe mich nem Kumpel an, und nach fünf Sekunden... steht das halbe Feld in Flammen. Ups.
Mehrspieler ist so ’ne Sache. Storyquests und Loot sind in fremden Welten oft Tabu. Seltsam eingeschränkt. Trotzdem: für Blödsinn reicht’s. Besonders, wenn beide unterlevelt sind und versehentlich ein Ruin-Guard getriggert wird: Adrenalin pur.
Dann die Events – Genshin haut sie raus wie Bonbons an Karneval. Rhythmusspiele, Tower Defense, Luftballon-Rennen. Der eine Moment entschärfe ich Bomben, kurz darauf lande ich in einer Mario Kart-Explosion mit Feuerwerk.
Manche Events sind klasse, andere weniger. Limitiert sind alle – du springst rein oder verpasst sie. FOMO? Joa. Schlechtes Gewissen? Auch. Macht trotzdem Laune.
Sound & Style: Musik, Grafik und Screenshot-Sucht
Der Soundtrack? HOYO-MiX hat ordentlich abgeliefert. Jede Region spielt ein eigenes musikalisches Thema und die Übergänge sind butterweich. Mondstadt? Fantasy-Flöten. Liyue bringt Guzheng-Gänsehaut. Inazuma? Donnert wie ein Shamisen-Orchester. Absurderweise alles mega.
Grafisch sieht das Spiel aus, als hätte man Studio Ghibli einen Monster Energy spendiert. Cel-Shading deluxe, Wetterwechsel, Wasser, das dich direkt reinziehen will. Die Gebiete fühlen sich wie handgemacht an. Ruinen schreien nach Schatzsuchern, selbst wenn sie leer sind. Und ja, waifus & husbandos? Erstes Regal.
Ganz ehrlich? Für Screenshots alleine würde ich’s schon zocken. Null Scham.
Fazit: Immer noch süchtig – und das ist okay
Dutzende Spielstunden später logge ich noch immer ein.
Das Spiel ist immer noch gratis. Immer noch hübsch. Immer noch grindy bis zum Abwinken. Gacha kann dein Konto leerräumen. Harz bremst dich aus. Nicht jedes Event zündet. Aber das eigentliche Gameplay? Stark. Die Welt? Lebt und begeistert.
Mach’s zum Zweitjob und du bist ruckzuck durch. Gönn dir als digitales Abenteuer zwischendurch? Dann ist das eines der besten Free Games überhaupt.
Nur nicht zum Wal mutieren – das endet sonst mit Beichten auf dem Kontoauszug.