Wuthering Waves – Mein Echo hat gerade einen Bären gefressen
Eigentlich kam ich für Anime-Schwert-Action. Geblieben bin ich, weil mein Geisterbär Gegner durch Bäume prügelt.
Keiner sagt dir, dass dein erster großer Bosskampf ein heulender Felsenbrocken sein könnte, der einen Geist fallen lässt. Oder dass dieser Geist sammelbar ist. Oder härter zuschlägt als dein Schwert. Wuthering Waves nimmt dich nicht an die Hand – es schleudert dich kopfüber in einen wunderschönen Fiebertraum voller Rhythmus-Klopperei und Parkour-Innovationen. Ich wollte mal eben reinschauen – drei Stunden später seile ich mich von Hochhäusern ab und mein Haustier-Käfer legt sich mit einem Mini-Boss an. Vollkommen irre.
Bosskampf? Komplett vermöbelt. Trotzdem gegrinst.
Ich bin schon oft in Games gestorben. Sehr oft. Mal heroisch, mal einfach nur albern. Aber hier? Fühlte sich an wie moderne Tanzkunst. Ich war noch halb die Klippe am Hochrennen (ja, Wandläufe sind drin und ja, sie sind lächerlich witzig), da breakdancte auf einer Brücke ein Biest, so groß wie ein Kleinlaster. Natürlich rein ins Verderben, mit nichts als Übermut bewaffnet. Der Boss katapultiert mich direkt in die Stratosphäre.
Und was mache ich? Ich lache. Wohlverdiente Niederlage.
Kämpfe in Wuthering Waves warten nicht auf dich. Animationsabbruch, Parieren aus dem Bauch heraus, mitten in der Kombo Spezialfähigkeiten zünden. Figuren mitten im Sprungwechsel wechseln – so irre wie stylisch. Chaos, aber auf die richtig gute Art. Hier wird nicht gechillt und geklickt. Hier ist Tastenballett angesagt.
Ich also zurück, Konterschlag provoziert, perfekt pariert, die Arena mit meiner Blitz-Katana-Dame in Flammen gesetzt. Im selben Moment wuchtet sich mein Geisterbär ins Getümmel, als hätte er offene Rechnungen. Kampf gewonnen, noch während ich in bester Luftfahrt-Manier von der Brücke gleite – als hätte ich’s geplant. Natürlich nicht.
Habe einen Geisterzoo gezähmt. Und es rockt.
Echos! Du besiegst einen Monsterklops – manchmal lässt er sich selbst fallen. Ein geisterhafter Mini-Me, trag- und ausrüstbar. Die Dinger boosten Werte und geben neue Moves. Bock auf einen Powerslam? Gorilla. Superschneller Sprintschlag? Käfer. Kein Witz.
Jede Spielfigur schleppt fünf Echos mit sich rum. Die Builds eskalieren schneller als du "Stats" sagen kannst. Krit stapeln? Support-Orchester? Kompletter Irrsinn? Alles dabei. Du willst mit einer Truppe aussehen, als wäre der Wald verflucht? Go for it.
Und ehrlich? Diese Viecher zu jagen, macht süchtig. Die Landschaft? Bald egal. Ich scanne nur noch nach kuriosen Geisterviechern. Es gibt eine Wunschliste. Einen gruseligen Trophäenschrank. Mein Lieblings-Echo? Riesiger Giftpilz, der alles mit fiesem Gas zudröhnt. Widerlich. Ich lieb’s.
Diese Bewegungsfreiheit müsste verboten werden
Irgendwer im Entwicklerteam meinte offenbar: „Was, wenn Movement wirklich mal Spaß macht?“ Ergebnis: Sprinten ohne Ausdauerleiste, Greifen an Kanten, Wandlaufen, Klippengleiten – und das alles so einfach wie ungeplant.
Erkunden fühlt sich an, als würdest du in einer Parkour-Simulation rumblödeln. Ich sehe einen Echo-Gegner am Ende einer Schlucht und statt vernünftig außen rum zu laufen, verbringe ich 45 Minuten damit, an Felswänden hochzuhüpfen. Geschafft. Nicht stolz drauf.
Dazu ein Skilltree, der dich noch schneller und absurder macht. Obwohl Wuthering Waves überquillt vor Systemen, stiehlt die Bewegung irgendwie die Show.
Die Story ist… vorhanden. So halb.
Du bist der Rover. Gedächtnis weg. Die Welt im Eimer, irgendwas mit kosmischer Wut namens Lament. Alle, die du triffst, haben ihren eigenen Vibe: depri Schwerttyp, Tech-Nerd, Fashion-Fiasko mit Geheimnissen. Du sollst angeblich was reparieren. Vielleicht.
Nur leider… zieht sich das Ganze wie Kaugummi. Dialogwände so spannend wie Hausaufgaben. Sprecher klingen nach Theater-AG in der Mittelstufe. Ich wollte ja mitfühlen, ehrlich. Aber spätestens bei Monolog Nummer drei über Quantenresonanz und Entropie war ich raus.
Das bizarre daran – das Weltdesign erzählt die bessere Geschichte. Die Ruinen verraten mehr als die NPCs. Echo-Typen deuten auf lokale Katastrophen hin. Die Stille zwischen den Zeilen gibt Würze. Klingt komisch, klappt aber erstaunlich.
Free-to-Play? Überraschend spendabel.
Klar, es ist ein Gacha-Game. Banner, Mitleidszähler, Währungen, die nach Badebomben klingen. Aber zu Beginn? Wirst du erstaunlich reich beschenkt.
Nach ein paar Stunden hatte ich mein Team voll, solide 4-Sterne-Waffen – und genug Pulls für ein Powerhouse. Du darfst dir sogar deinen 5-Sterne-Charakter aussuchen. Kein Witz.
Später wird’s zäher, klar. Der Ressourcen-Hahn tropft dann nur noch. Aber der Einstieg? Ungewöhnlich spendabel. Und vor allem: Keiner der Kämpfe verlangt absurd teures Meta-Gear oder Echtgeld-Glück. Meine Bosse habe ich nebenbei platt gemacht, während ich auf Pilzjagd war. Keine Spendierhosen nötig.
Der Grind-Loop (aber echt okay damit)
Sobald das Tutorial vorbei ist, wird Wuthering Waves… ja, fast gemütlich. Freigeschaltet wird: Irre Areale erkunden, schräge Geister finden, Team pimpen, Dailies abklopfen, Events ausprobieren. Rätselräume? Klar. Bossarenen? Check. Geister-auf-Geister-Action? Oh ja.
Die Menüs? Zuerst ein Chaos. Für ein Stiefel-Upgrade musste ich in drei Tabs wühlen. Aber wenn der Workflow sitzt? Wird’s erstaunlich smooth. Loadout bauen, testen, irgendwas Verrücktes reinwerfen, zufällig eine OP-Kombo entdecken. Repeat.
Events rotieren auch flott, und nicht jeder fühlt sich wie Lückenfüller an. Manche ändern Kampfregeln, andere geben Test-Charaktere zum Herumprobieren. Wer Zahlen liebt, kann sich hier herrlich austoben.
Launch-Traumata, Bugs und Geister-Glitches
Joa, Release war… knusprig. Frame-Einbrüche, unsichtbare Texturen, Bosse wie Bowlingkegel im Boden versenkt. Einmal hat sich mein Gegner einfach aus dem Staub gemacht – durchs Level geflüchtet. Panik pur.
Aber: Updates kamen zackig. Läuft jetzt deutlich sauberer. Und die Entwickler? Haben ein Ohr für Feedback. Wer aber auf einem Opa-Handy zockt oder dessen PC schon bei Chrome röchelt: Grafik runterdrehen kann helfen.
Fazit: Echos top, Cutscenes flop
Mein Main-DPS ist ein Käfer, mein Sidekick ein vergiftender Riesenpilz, der Rest ein wildes Sammelsurium. Wuthering Waves ist ganz schön schräg – aber auf die beste Weise.
Klar, Story schwächelt. Und das Voice Acting klingt wie im Besenschrank aufgenommen. Aber der Kampf? Die Bewegung? Das Echo-System? Fantastisches Chaos.
Hier gibt’s keinen langsamen Dopamin-Nachschub. Du wirst regelrecht reingekickt. Absolut spielenswert.