Honkai: Star Rail – Test: Gacha, Götter und galaktischer Wahnsinn auf Schienen
Warum Dämonen im Kerker verkloppen, wenn man dem Schicksal im Weltraumzug eins auf die Mütze geben kann?
Spätestens wenn dein erster Begleiter ein silberhaariger Kriegsverbrecher mit Amnesie und deine Zweite eine eisige Mini-Prinzessin ist, die locker einen Planeten sprengen kann, weißt du: Honkai: Star Rail ist keine Ponyfarm. Das Spiel schleudert dich direkt auf den Astral Express, drückt dir eine magische Keule in die Hand und schubst dich Richtung kollabierendes Universum. Fünf Minuten später prügelst du Erinnerungsfresser, weichst metaphysischem Burnout aus und diskutierst mit einem Mülleimer über freien Willen. Einfach wild.
Erster Bossfight? Wunderschönes Desaster
Ich dachte noch: „Ha, ich hab Genshin gespielt, das läuft.“ Falsch gedacht. Das rundenbasierte Kampfsystem von Honkai sieht zwar ruhig aus, hat aber mehr Stacheln als ein Kaktus im Mixer. Elemente jonglieren, Energie managen, gegnerische Züge im Blick behalten... und bloß keinen Panikbutton drücken.
Das fiese Detail? Jeder Charakter darf gerade mal drei Aktionen – drei! Es ist wie Schach, wenn alle betrunken sind und das Spielbrett brennt lichterloh.
Heiler? Hatte ich natürlich keinen dabei. Nur Glaskanonen mit Persönlichkeitsschäden. Zwei Wellen gingen gut, dann stand plötzlich ein Mech in Shopping-Mall-Größe vor uns und hat meine Party zu Konfetti verarbeitet. Sterbesequenz? Ein Drama in Blockbuster-Qualität. Keine Reue.
Deine Truppe ist ein Zirkus (und das ist der Witz!)
Das Spiel will, dass du dich für die Story interessierst. Und ganz ehrlich? Es klappt. Jeder in deiner Gruppe ist entweder genial gefährlich oder komplett durchgeknallt – manchmal beides. Du hast eine Blitz-Goth, eine Fuchs-Lady als Teilzeit-Managerin, einen gefühlsduseligen Roboter, und einen Mini-Mönch, der wie ein nachtragender Glückskeks redet.
Mal zerlegst du existenzielle Fragen, im nächsten Moment wirfst du Schneebälle auf einen diktatorischen Gnom. Eigentlich dürfte das alles nicht funktionieren – tut es aber. Wieso? Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil das Spiel einfach alles auf Anschlag dreht. Jeder Planet ist eine eigene Sci-Fi-Soap mit Sekten, Staatsstreichen und sprechenden Snackautomaten.
Ja, F2P – und nein, du musst nicht gleich alles verjubeln
Hand aufs Herz: Ich hab mit harter Paywall gerechnet. Aber Star Rail? Das Spiel wirft dir Gratis-Ziehungen hinterher wie Bonbons, und sogar der Anfängertrupp hat Wumms. Mein erstes Sternensystem hab ich mit der Tutorial-Truppe und einer leicht depressiven Krankenschwester mit Schrotflinte durchgezogen. Läuft bei mir.
Träumst du allerdings von DER Anime-Sensenbraut? Dann viel Spaß mit dem Gacha-Gott – hier zählt Geduld oder Kreditkarte. Aber wirklich abbremsen tut dich das Spiel kaum. Du wirst einfach cleverer. Tägliche Mats, Trick-Teams, und ganz viel Beten zu RNGsus.
Screenshot-Wahnsinn für Grafik-Nerds
Unverschämt hübsch ist das hier. Belobog schimmert wie ‘ne Sci-Fi-Schneekugel, Luofu fühlt sich an wie ein Fiebertraum für Koffeinjunkies im Anime-Delirium. Sogar die Straßenschläger könnten als Designerstücke durchgehen.
Die Spielfiguren knallen richtig rein. Ultimates wirken, als kämen sie direkt aus einem Crunchyroll-Trailer. Und ja: Manche Outfits sind ganz eindeutig fürs Körperkissen-Portfolio entworfen – wen überrascht’s, ihr spielt schließlich Anime in 4K.
Grinding? Klar. Aber kein Party-Killer
Vorwarnung: Star Rail zieht das Tempo irgendwann an. Kein Totalschaden, mehr so nach dem Motto: „Willst du vorwärts kommen, farm’ jetzt Relikte bis zur Bewusstlosigkeit.” Dein Fortschritt hängt am Trailblaze-Level – ergo, immer wieder dieselbe Map drehen für Mats, Relikte und das eine Attribut, das NIE droppt.
Aber mal ehrlich: Könnte schlimmer sein. Das Spiel gibt dir die Systeme häppchenweise, damit niemand erstickt. Und seit Update 3.0 ist auch der größte Müll weg – weniger nerviges Gegrinde, bessere Stats, Events, die nicht erst nach Google schreien, bevor man loslegen kann.
Wie fühlt sich Star Rail wirklich an?
Als würde man brennende Bowlingkugeln jonglieren – auf einem Tretroller, auf dem Mond. Chaos pur – im besten Sinne. Du jonglierst Schwächen, sparst Ultimates für Boss-Breaks auf und hortest Fertigkeitspunkte wie ‘n schwäbischer Sparfuchs im Weltall.
Und dann... zack. Hetzt du plötzlich einer kosmischen Riesenkartoffel hinterher, die behauptet, in ihrem letzten Leben ein Planet gewesen zu sein. Das Skurrile? Es wundert dich immer weniger. Genre-Sprünge und Abriss? Kein Bug – genau so soll’s sein.
Fazit: Einsteigen in den Astral Express?
Dieses Spiel ist ein einziges Glitzerparadoxon. Kost’ nix, sieht aber teuer aus. Ist rundenbasiert, fühlt sich aber ultraspannend an. Gacha, aber irgendwie fair? Frag mich nicht, wie das funktioniert.
Perfekt ist’s nicht – manchmal gibt’s Grind, manchmal vergisst die Story, in welchem Jahrzehnt wir sind. Aber meistens ist es genial und glorreich verrückt.
Wenn ihr auf schräge, durchgeknallte JRPGs mit Animeschick steht: Ticket lösen, einsteigen, los geht’s. Und noch ein Tipp: Nehmt ‘nen Heiler mit. Später werdet ihr es mir danken.